Gesamtwerk

Von Alexanderschlacht bis Zirkusclown

Josef Hegenbarths Œuvre besteht aus Hunderten von Gemälden und Druckgrafiken und Tausenden von Zeichnungen zur Komödie des Menschseins. Mit seiner Themenvielfalt, technischen Variabilität und seiner unablässigen Kreativität gehört Hegenbarth zu den bedeutenden deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts.

Das Digitale Werkverzeichnis der Zeichnungen schlüsselt diese immense Fülle in sieben Sujets und sechs Techniken auf: Damit lassen sich einzelne rote Fäden ziehen, die Hegenbarths Interessen, Intentionen und Herangehensweisen aufzeigen, so dass daraus ein Netz um seine Bildschöpfungen gesponnen werden kann.

Thematisch vielfältig

Zeitlebens fokussiert sich Hegenbarth auf die Kreatur: Bildnisse, vielfigurige Szenen, Begegnungen von und mit Tieren, akrobatische Nummern – das Spektrum dieser Darstellungen, dem auch die seltenen Landschaften zugerechnet werden, ist ebenso vielfältig wie umfangreich. Es bildet knapp die Hälfte seines Werkes. Die andere Hälfte besteht aus den Illustrationen zu biblischen Erzählungen, antiken Überlieferungen, Epen, Sagen, Märchen sowie zahlreichen Werken der Weltliteratur. Ein Sujet lässt Hegenbarth gänzlich außer Acht: das Stillleben.

Radierung (1920er Jahre)
Aquarellzeichnung (1922)
Ölgemälde (1928)

Technisch variabel

Von Hegenbarths Anfängen an der Dresdener Akademie haben sich einige Kreidezeichnungen erhalten. Die meisten in dieser Zeit entstandenen Bilder beseitigt er. Seit den 1920er Jahren fertigt Hegenbarth eine große Anzahl von Lithografien, Kaltnadel- und Ätzradierungen. Parallel dazu entstehen farbintensive Aquarelle und Mischtechniken mit Leimfarbe. Diese Technik entwickelt er wie auch die Pinselzeichnung zu seinen Markenzeichen. Seit den späten 1940er Jahren setzt der Künstler in zunehmendem Maße die Strichzeichnung mit Feder und Tusche ein. Sie eignet sich besonders zur Reproduktion im Buchdruck.

Pinselzeichnung (1933)
Farbige Pinselzeichnung (1943)
Leimfarbenzeichnung (1947)

Kaum bekannt ist, dass Hegenbarth zeitlebens auch Gemälde auf Leinwand, Pappe und Holzfaserplatten schuf. Damit setzt er das mischtechnische Prinzip, nicht selten mit reliefartig modellierter Oberfläche, fort. Max Schwimmer bringt es 1950 folgendermaßen auf den Punkt: »Neben dem Zeichner Hegenbarth […] existiert auch noch der Maler Hegenbarth, der die gleiche Welt farbig interpretiert, beide sind aber eins, denn man kann von vielen seiner Arbeiten sagen, daß er als Maler zeichnet und als Zeichner malt«. Zahlreiche Motive bearbeitet Hegenbarth in diversen Gattungen: als Druckgrafik, in verschiedenen Techniken der Zeichnung sowie als Tafelbild.

Unablässig in Aktion

Hegenbarth ist von dem Verlangen getrieben, »das Leben in seiner Mannigfaltigkeit einzufangen« (Josef Hegenbarth, 1959), stets auf der Suche nach jenem Momentum, in dem die Essenz des Daseins unmittelbar sichtbar wird. Dies betrifft nicht nur die Jagd nach geeigneten Motiven als umherschweifender Beobachter. Ein Gutteil seiner im Atelier entstehenden Werkfülle geht auf die Stilisierung von Bildtypen und Einzelformen zurück, welche das gestische Zeichnen begünstigen. Dieses Repertoire wiederholt und variiert er bis zur formalen Verselbständigung hin. Daraus schöpft der Künstler die kompositionellen Kombinationen, wenn er seine Bildeinfälle spontan zur Ausführung bringt.

Leimfarbenzeichnung (1957)
Federzeichnung (1958)
Pinselzeichnung (1960)

Nach und nach führt Hegenbarth damit ein serielles Prinzip und ein eigenständiges Interesse am Werkprozess ein. Das eine manifestiert sich in Gestalt von Pigmentflecken, Wisch- und Kratzspuren, das andere in der zeitraffenden Abfolge von Setzungen oder dynamischen Schraffuren. Da er den Werkprozess durchweg an ein Sujet knüpft, dient seine Aktion zugleich der Steigerung der Aktion im Bild: Figur, Raum, Dramatik umreißt er in wenigen Strichen. In seinen späten Lebensjahren entsteht so der typische Illustrationsstil, der breite Anerkennung findet und Hegenbarths Rezeption bis heute prägt. Durch die Vergleichsmöglichkeiten der Bilddatenbank erschließt das Werkverzeichnis diese Entwicklung, die sich durch alle Sujets verfolgen lässt.

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