Entwicklung und Systematik

Geschichte der Werkerfassung

Die Geschichte der Werkerfassung reicht bis in die 1960er Jahre zurück. Sie spiegelt ein bald nach dem Tode des Künstlers einsetzendes Bedürfnis nach Überblick und Einordnung seines Werkes. Die verschiedenen Anläufe der Inventarisierung sind unter dem Dropdown-Menüpunkt Josef-Hegenbarth-Archiv skizziert.

Nach dem Tod ihres Mannes kümmerte sich Johanna Hegenbarth in Dresden weiter um das verbliebene Werk ihres Mannes. Sie betitelte viele Blätter, ordnete den Dresdener Bestand und begründete die erste systematische Erfassung des Werks.
Ab Mitte der 1960er Jahre begann Werner Gatzsch damit, die Werke Hegenbarths nach einem von ihm erarbeiteten einheitlichen Schema zu erfassen: Diese Struktur der Nummerierung nach Technik (durch Buchstabengruppen) und Sujets (durch römische Ziffern) sowie dann folgenden arabischen Ziffern als Ordnungszahlen liegt dem Werkverzeichnis bis heute zugrunde. Werner Gatzsch verzeichnete den westdeutschen Bestand sowie den Bestand des westlichen Auslands auf Karteikarten, führte ein Nummernbuch und legte Listen an. Johanna Hegenbarth registrierte gleichzeitig die Bestände in Ostdeutschland. Da Hegenbarths Œuvre bereits zu Lebzeiten des Künstlers in zahlreichen Museen, privaten Haushalten und Sammlungen – nicht nur in beiden deutschen Staaten, sondern auch im Ausland – verstreut war, blieb die Aufgabe der vollständigen Erfassung des umfangreichen Werks bis nach dem Tod der beiden unabgeschlossen. Seit Ende der 1980er Jahre arbeitete Ulrich Zesch in Stuttgart mit der Zielsetzung der vollständigen Erfassung und Verzeichnung nach dieser Struktur weiter.

Die Wiedervereinigung bot die einmalige Gelegenheit, die so begonnenen Datenerhebungen zusammen- und fortzuführen. So verständigten sich zu Beginn der 2000er Jahre das Direktorium der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, das Kupferstich-Kabinett, Ulrich Zesch und eine private Förderinitiative als Geldgeberin und Organisatorin über das herausfordernde Projekt. Die Familienstiftung Ruth Merckle und das Dresdener Kupferstich-Kabinett, das als Nachlasserbe das Archiv öffnete und die Abbildungsrechte beisteuerte, fungieren seitdem als gemeinsame Herausgeber des Werkverzeichnisses. Sie ermöglichen bis heute vor allem die Publikation und ständig erforderliche Überarbeitung des Digitalen Werkverzeichnisses.


Entwicklung des Digitalen Werkverzeichnisses

Im Jahr 2005 startete die Gesamt-Inventarisierung. Mit einer Fokussierung auf die Zeichnungen lenkten die Herausgeber die Aufmerksamkeit zunächst auf das umfangreiche Hauptwerk Hegenbarths auf Papier. Zugleich legten sie das Fundament für eine bestmögliche und vollständige Erfassung. Ein Stab von vernetzten Mitarbeitenden teilte sich an verschiedenen Orten Deutschlands diese Aufgabe: Eine Gruppe korrigierte den Bestand der etwa 7.000 auf Karteikarten bis dahin erfassten Blätter; eine andere inventarisierte die bislang unberücksichtigten Arbeiten, deren Zahl auf etwa 3.000 geschätzt wurde; eine dritte koordinierte die Übertragung des Karteikartensystems in eine museale Bilddatenbank. Eine vierte Gruppe besorgte die Aufnahme tausender Reprofotos im In- und Ausland sowie ihre Zuordnung und einheitliche Bearbeitung (in der damals gültigen Bildauflösung).

Somit schien erstmals die materielle Grundlage für die mediale Aufbereitung geschaffen. Zu diesem Zeitpunkt ging man von maximal 10.000 Zeichnungen aus. Sie sollten in einer mehrbändigen Buchpublikation erscheinen. Durch unerwartete Archivfunde wurde die Planung sukzessive auf mehr als 17.000 Blätter erweitert. Jeder weitere Zugang konterkarierte die Festschreibung des Seitenumfangs, und die zunächst projektierte Buchpublikation erwies sich als ungeeignet, zumal zwei naheliegende Erscheinungstermine angestrebt wurden: entweder Hegenbarths 125. Geburtstag im Jahr 2009 oder dessen 50. Todestag im Jahr 2012. Der Idee des Typografen Christopher Breu folgend entschieden sich die Herausgeber dafür, das Werkverzeichnis fortan digital als ›work in progress‹ zu publizieren. Unter seiner Leitung wurde parallel zur fortgesetzten Werkerfassung eine eigene digitale Datenbank hergestellt und damit eine interaktive Such- und Darstellungssystematik ermöglicht, die das Digitale Werkverzeichnis bis heute prägt. Auf eine bibliophile Gestaltung und Bedienungsmöglichkeit legte Breu bei der Entwicklung großen Wert. Im September 2008 erfolgte die Liveschaltung der ersten Fassung in Ulm.

Auch wenn die Datensynchronisation anfangs störanfällig verlief, mit der Entwicklung des maßgeschneiderten CMS-Systems war die praktische Handhabung der riesigen Datenmengen und des laufenden Aktualisierungsbedarfs zuverlässig gelöst. Die interaktiven Vorzüge – die systematischen und assoziativen Zugriffsmöglichkeiten über Kreuz- und Querbezüge – wurden weiter erprobt und verfeinert. Bis 2024 folgten drei weitere Fassungen. Das Digitale Werkverzeichnis wurde dabei um größere Gruppen neu erfasster Blätter erweitert und an den aktuellen Stand der Technik angepasst. Wissenschaft, Sammlungen, Kunsthandel und viele private Kunstfreunde profitierten von dieser Entwicklung.


Gliederung und mögliche Erweiterung
des Digitalen Werkverzeichnisses

Hegenbarths Gesamtwerk gliedert sich grob in drei Bereiche: rund 18.000 Zeichnungen auf Papier, viele Hunderte Druckgrafiken und einige Hunderte Gemälde auf verschiedenen Untergründen wie Holztafeln, Stoff und feste Pappe. Begonnen wurde mit der Veröffentlichung der Zeichnungen, welche Aquarelle, Leimfarbenzeichnungen, schwarze Pinselzeichnungen, farbige Pinselzeichnungen und Federzeichnungen umfasst. Die Struktur des Werkverzeichnisses ermöglicht die sukzessive Ergänzung um die Gemälde mit Öl- und Temperafarben sowie die Lithografien und Radierungen. Diese Vervollständigungsperspektive ist wünschenswert, da Hegenbarth etliche Motive und Themenkreise in wenigstens zwei Gattungen bearbeitete und auch über Jahre hinweg wiederkehrend in der Eigenart des jeweiligen Mediums formulierte. Diese Vergleichsmöglichkeiten auf Grundlage der eingeführten Systematik können für das Werkverständnis allgemein wie auch zur Überprüfung von Datierungen und spezifischen Entwicklungen aufschlussreich sein.

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